Ein autobiographischer Versuch

Die ersten 20 Jahre in Rüthen - 1946-66

Gut ein Jahr nach Kriegsende - im Juli 1946 - bin ich in Rüthen geboren. Zwölf Jahre lang war ich das jüngste Kind ...

In diesen Jahren gab es:
- sechs Jahre "im Schoß der Familie"
- sieben Jahre katholische Volksschule
- sieben Jahre staatliches Aufbaugymnasium
Zu den Lehrern ein gleichgültiges bis distanziertes Verhältnis - mit ein paar Ausnahmen:
Maria Unverhau (Deutsch und Klassenlehrerin),
Helmut Picker (Latein und Sport - beide Fächer waren für mich ein Graus).
Diese beiden hatten so etwas wie "Persönlichkeit" - etwas sperrig aber man konnte sich an ihnen reiben und sie respektieren.

Rüthen - drei Kirchen, einige Brau- (Helle) und Brennereien, 5.000 Einwohner vor der Gebietsreform (später 10.000) - also außerhalb von Familie und Schule gab's dann die Messdiener. Für Nicht-Katholiken: diese kleinen - damals nur - Männlein, die in schlichterem Outfit als der Hauptakteur mit am Altar bei den verschiedenen Gottesdiensten (Hochamt, Frühmesse, Maiandacht, Beerdigung ..) agieren: Man konnte sich wichtig fühlen, es gab Freizeiten ("Pfingstlager" in der Senne mit Massenbetrieb und ziemlichem Kommandoton - so meine Erinnerung).

Und dann lernte ich lesen - und las unter anderem alles, was die katholische Pfarrbücherei mit dem Autor Karl May hatte - dass diese Texte vom Karl-May-Verlag hoffnungslos verschlimmbessert worden waren, ahnte ich zu der Zeit noch nicht - aber ich hatte bald einen "einschlägigen" Spitznamen ...

Doch dann der Sprung zu den - natürlich katholischen - Pfadfindern. Dies hieß jetzt: in relativ kleinen Gruppen einigermaßen selbstverwaltete Freizeitaktivitäten: Fahrten mit Fahrrad in die sauerländische Umgebung (Zelten und Jugendherberge), nachmittags Umherstreifen in den Rüthener Wäldern - aber auch: kein Kontakt mit Mädchen - genauso wenig wie bei den Messdienern...
Pfadfinder hieß aber auch: Jugendliche aus dem ganzen Dorf - nicht nur Oberschüler, wie sie bei der "Konkurrenz", dem Bund Neudeutschland organisiert waren.

1962 Fahrradrundtour durch die Niederlande mit meiner Pfadfindersippe

Bei den katholischen Pfadfindern ("Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg") dann eine kleine Karriere: Sippenführer, Truppführer - das bedeutete auch Teilnahme an Schulungen und Seminaren außerhalb Rüthens, und schließlich 1963 Fahrt nach Griechenland zum "Weltpfadfindertreffen" (Jamboree) mit einer aus ganz Westdeutschland zusammen gewürfelten Truppe.

1964 Klassenreise nach England - reichlich verklemmte sexuelle Kontakte zu kleinen Engländerinnen ...

1965 Pfadfinder-Fahrt nach Castres in Südfrankreich - mit zwei Autos (Käfer und VW-Bus) - unterwegs (ohne Handy und eMail) gingen wir verloren, weil eins der Autos mit Motorschaden in einem französischen Landstädtchen repariert wurde.

Zwei Jahre Militär in Dillingen an der Donau - 1966-68

Ziemlich blauäugig habe ich mich 1966 für zwei Jahre zum westdeutschen Militär verpflichtet - so nach dem Motto: "Wir üben ja nur ...". Das Üben fand ich sehr merkwürdig - mein letzter Dienstgrad war dann auch "Gefreiter" ... "Zerstreuung" gab's im Dorf - meine erste Liebe: Irmgard aus Lauingen!
In dieser Zeit entwickelte ich meine Liebe zum damaligen Jugoslawien - erst das Essen im kroatischen Restaurant in Dillingen, später Urlaubsreisen kreuz und quer durchs Land.

Sieben Jahre Studium in Hamburg - 1968-75

Wieder recht blauäugig begann ich mit einem Mathe-Studium. Als mir die Unklarheit der beruflichen Perspektive klarer wurde, kam die Überlegung: Vielleicht doch Lehrer - ein paar nette hast du ja in deiner Schulzeit gehabt...
Also zusätzlich das Studienfach Soziologie ab 1969.
Ab dieser Zeit etwa auch der Versuch, in Westdeutschland endlich die 1848, 1918 und 1945 versäumte Revolution nachzuholen - nicht die in den "realexistierenden nicht-sozialistischen Ländern" östlich der Elbe, sondern "eine ganz andere" - hat nicht geklappt ...

Von 1969 bis 1973 meine erste "Ehe" (ohne Trauschein) mit Monika.

Und ab 1968 drei große Urlaubsreisen kreuz und quer durch Jugoslawien: schon "kurz hinter den Alpen" in Banja Luka orientalisches Flair, außerdem Alpen wie in Bayern, Adria wie in Italien, schroffe Berge und tiefe Schluchten wie bei Karl May ...

1973 Karin

Viele, viele Jahre Lehrer in Hamburg - 1976- ...

Seit 1976 zuerst Lehrer am Gymnasium Hummelsbüttel, nach 12 Jahren dann an der Fritz-Schumacher-Schule.

1977 Heirat mit Karin und Geburt von Katrin und 1979 Jan. Später der obligatorische Hausbau - finanziert von Karins Eltern.

Und 1988 Trennung - ich zieh ein paar Straßen weiter nach Schleswig-Holstein und bin von 1989 bis 1998 mit Heidi liiert - ohne Trauschein.

1999 Umzug innerhalb Norderstedts - zusammen mit Angela - Heirat im Jahr 2001.

Seit 1986 Mitglied der Karl-May-Gesellschaft - verwalte dort einen Teil des Zeitungsartikel-Archivs.

2003 entdecke ich - wieder - meine Lust an "Ahnenforschung".